nitiative „Stopp Westumgehung“ steckt die geplante Trasse der Entlastungsstraße ab
Neue Osnabrücker Zeitung
Ausgabe vom 30. September 2013
Seite 20, Ressort Lokales
Protest gegen „innerstädtische Autobahn“
Initiative „Stopp Westumgehung“ steckt die geplante Trasse der Entlastungsstraße ab

Osnabrück. Mit ungläubigem Erstaunen blickten Jogger und Spaziergänger am Sonntagsmorgen auf die Protestaktion der Initiative „Stopp Westumgehung“ am Heger Holz. Um das Ausmaß der geplanten Trassenführung der Entlastungsstraße West sichtbar zu machen, hatten die Baugegner den vorgesehenen Lkw-Kreisel und die abgehenden Straßen mit Flatterband abgesteckt. Die Felder und Pferdekoppeln am Lieneschweg beim Park-Hotel würden demnach verschwinden und Platz machen für die Entlastungsstraße, die von den Baugegnern immer noch bei ihrem alten Namen „Westumgehung“ genannt wird.

Unter den rund 250 Protestierenden und Passanten auf ihren Sonntagsausflügen zum Rubbenbruchsee wurde eifrig und zum Teil recht emotional diskutiert. „Das werden hier Verkehrsverhältnisse wie an der Hansa- oder Pagenstecherstraße“, befürchtete Sabine Ringhofer, die ganz in der Nähe in der Straße „Zum Schlehenbusch“ wohnt. Gerade für Lkw von Speditionen wie Koch oder Hellmann sei die neue mautfreie Strecke doch ideal. Seit vielen Jahren sei sie fast täglich mit ihrem Hund im Naturschutzgebiet am Heger Holz unterwegs. „Wie man auf die Idee kommen kann, hier eine solche Straße zu bauen, ist mir unverständlich.“ „Das Landschaftsschutzgebiet im Westen ist die ‚grüne Lunge‘ der Stadt,“ erklärte Alex Deitermann, Sprecher der Initiative „Stopp Westumgehung“ und Anwohner des Keplerhofs. Abgase und Lkw-Lärm hätten dort nichts verloren. Außerdem existiere seiner Meinung nach eine Art Westumgehung bereits seit Langem: „Osnabrück ist fast komplett von Autobahnen umgeben. Der Weg außen rum über die A 1 und die A 30 ist fast immer schneller als der durch die Stadt.“

Anstatt das Mammutprojekt „Entlastungsstraße West“ zu finanzieren, solle die Stadt lieber mit vergleichsweise günstigen Mitteln versuchen, den Durchgangsverkehr aus der Stadt rauszuhalten.

„Eine erste Maßnahme könnte darin bestehen, einen Mitarbeiter damit zu beauftragen, das Kartenmaterial in den Navigationssystemen zu aktualisieren, sodass Ortsfremde über die Autobahn auf dem schnellsten Weg in die Stadt geleitet werden und keine innerstädtischen Umwege mehr fahren“, so Deitermann. Zudem sei viel zu gewinnen, wenn der Verkehr am Lotter Kreuz durch einen sogenannten „Überwurf“ beschleunigt würde, schlug Deitermann vor. „Wenn die Leute nicht mehr durch das Kleeblatt von Autobahnauffahrt und -abfahrt durchmüssten, sondern einfach wie beim Kreuz Münster-Süd weiterfahren könnten, wäre der Weg über die Autobahn gleich attraktiver.“
Auch Gegenstimmen

In den Protest mischten sich aber auch Gegenstimmen: Daniel Bugiel, der mit seiner Familie an der Gluckstraße wohnt, berichtete von der starken Verkehrsbelastung an seiner Straße: „Etwa 11 000 Pkw fahren jeden Tag an unserem Haus vorbei, dabei ist die Straße gerade einmal für 4000 ausgelegt.“

Im Gegensatz zur neuen Entlastungsstraße West sei bei ihm der Bau eines aktiven Schallschutzes unmöglich. Der Ansicht Alex Deitermanns, die Gluckstraße müsse für den Durchgangsverkehr dichtgemacht werden, widersprach Bugiel: „Das geht dann nach dem Sankt-Florians-Prinzip. Dann fließt noch mehr Verkehr als bisher durch die Albrechtstraße und andere derzeit schon viel zu stark belastete Straßen.“